Selbstkontrolle unverzichtbar bei beginnender Beeinträchtigung des Sehvermögens?

Voraussetzungen für ein blindengerechtes Blutzuckermeßgerät!

Verfügbare Blutzuckermeßgeräte.


Selbstkontrolle unverzichtbar bei beginnender Beeinträchtigung des Sehvermögens?

Ja, unverzichtbar! Bei beginnender Erblindung ist im Körper schon viel geschehen (zerstört). Nur durch eine konsequente Blutzuckereinstellung können weitere Folgeschäden wie Nierenversagen, Herzerkrankungen oder Amputationen vermieden oder zumindest herausgezögert werden. Eine Diabetestherapie ist ohne die Stoffwechselselbstkontrolle nicht durchführbar.

Ein Leben mit Diabetes ohne Selbstverwaltungdes Stoffwechsels ist mindestens wie Autofahren ohne Tachometer,
bei vielen wohl eher wie Fahren bei Nacht und Nebel ohne Licht.

Therapie ohne Selbstkontrolle unmöglich
Umgekehrt ist die Selbstkontrolle nur sinnvoll, wenn der Betroffene daraus auch eigene therapeutische Schlüsse und Konsequenzen ziehen kann (Schulung!) und dies auch tut.
Dies gilt besonders für Diabetiker, mit eingeschränktem Sehvermögen.
Nur durch eine konsequente Blutzuckereinstellung können weitere Folgeschäden vermieden oder zumindest herausgezögert werden.

Wichtiger Hinweis:
Nicht zu schnell gut sein wollen!
Das gilt besonders für Diabetiker mit Retinopathie, denn inzwischen ist es wissenschaftlich bewiesen, daß die Normalisierung des Blutzuckers nur sehr langsam - über mehrere Monate - erfolgen darf. Hypoglykämien sind dabei besonders für die Augen schädlich und können zur Verschlechterung des Sehens führen.


Was sind die theoretischen Voraussetzungen für ein blindengerechtes Blutzuckermeßgerät?


Sprechen alleine genügt nicht.
Ein für die Blindnutzung prädestiniertes Blutzuckermeßgerät sollte neben der akustischen Wiedergabe folgende Kriterien erfüllen:
  • Das Gerät muß gut in der Hand liegen, damit man es gezielt (blind) an den Finger führen kann.
  • Die Auftragszone des Teststreifens muß ein Stück aus dem Gerät herausragen.
  • Teststreifen mit kapillar System sind im Blut ansaugen zügiger als die mit "Wattebausch".
  • Kein Rausfummeln des Teststreifens aus der Verpackung und
  • kein mühsames Suchen des Einsteckschlitzes,
  • sondern eine einfache Bestückung des Gerätes mit mehreren Teststreifen durch einlegen eines Magazins mit integrierten Streifen z.B. wie bei einem modernen Fotoapparat die Filmpatrone.
  • diese paßt nur in einer Richtung, dadurch kein verkehrtrum einstecken oder verdrehen des Streifens.
  • Auch keine Codierung durch den Nutzer, der Code sollte wie beim Fotoapparat automatisch erkannt werden,
  • dadurch entfällt das lästige Erfragen/Suchen der Codenummer nicht nur für den Blinden


  • Aber das A und O beim Teststreifen ist die benötigte Blutmenge:
    je geringer desto besser!
    Die Stelle, an der der Nadelstich erfolgte, ist mit einem kleinen Trick leicht zu finden.
    Aber der Schwachpunkt für uns Blinde ist:
    Wir sehen nicht, wieviel Blut am Finger hängt.
    Je geringer die vom Teststreifen benötigte Blutmenge, desto größer der Erfolg.

    Und nun kommt das Wichtigste des Gerätes ins Spiel:
    Eine verläßliche Anlaufsicherung.

    Nur wenn der Streifen korrekt mit Blut gefüllt ist, darf sich die Messung in Gang setzen. Sollte ich zu wenig Blut haben, steche ich erneut und komme dadurch zum Erfolg.

    Es sollte wie mein Diabetes immer dabei sein, aber unauffällig und klein.

    Soweit die Wünsche, und nun die Geräte die es gibt.

    Der "Touch & Talk" und der "Gluki plus".


    Im Rahmen einer Studie habe ich den "One Touch II" als sprechendes Gerät für Blinde zur Verfügung gestellt bekommen. Die Testkriterien lassen sich grob mit den Schlagworten Handhabung, Fehlerquellen und Änderungsvorschlägen zusammenfassen.

    Der "Touch & Talk" sieht aus wie zwei nebeneinander liegende "One Touch II" Geräte, auf einem ca. 2,5 cm hohen Sockel. Rechts das Originalgerät, links die Attrappe als Lautsprechergehäuse. Die "Sprache" befindet sich im Sockel mit ihrer eigenen Batterie und dem Lautstärkeregler. Sie wird aktiviert, wenn das eigentliche Meßgerät angestellt wird. Für die Blutzuckerkontrolle muß sich der Teststreifen mit der Reaktionszone im Gerät befinden. Beim Anlaufen des Meßvorganges bekommt man den 45 Sekunden dauernden Countdown vorgesprochen. Das Endergebnis wird dann so lange wiederholt, bis ich das Gerät ausschalte.

    Damit ich als Blinde auf dem ebenen Gerät eine Orientierung zum Auffinden des Reaktionsfeldes habe, wurde ein hufeisenförmiger "Wall" um den Streifenträger gemacht. Nachdem ich mich in den Finger gestochen habe, kann ich mich mit Hilfe dieser Markierung an das Auftropffeld herantasten. Habe ich zu wenig Blut aufgebracht, bekomme ich das am Ende des Testes mitgeteilt. Ich steche mich erneut und wiederhole den Test. Dank der Beobachtung eines Sehenden hat sich herausgestellt, daß die Orientierungshilfe gerade dann zur Falle wird, wenn ich genügend oder sogar recht viel Blut am Finger habe. Mit dem hohen "Wall" bekommt der dicke Blutstropfen sehr leicht Kontakt und läuft sofort weg. Für das Testfeld ist dann nicht mehr genügend Blut vorhanden. Die Hilfe wird hier sozusagen zur Falle.

    Der umgebaute "Glukometer Elite 2000" heißt in der Version für Blinde "Gluki plus" und hat die Größe einer Musikkassettenhülle. Da die Sprachausgabe mehr Strom benötigt, wurden die Knopfzellen durch einen 9 Volt Block ersetzt. Um diesen ist das Gerät größer als das für Sehende.

    Durch das Einführen des Streifens werden das Testgerät und die Sprache aktiviert. Der Teststreifen guckt etwa 1,5 cm aus dem Gerät heraus. Das Reaktionsfeld befindet sich außerhalb des Gerätes. Das Blut muß nicht wie sonst üblich auf den Teststreifen gebracht werden, sondern nur an die ca. 1 mm dicke Kopfkante, von der es dann von selbst aufgesogen wird. (Kapillarwirkung)

    Da der Teststreifen aus dem Gerät herausragt, führe ich ihn an die Wurzel meines Testfingers, an dem der Blutstropfen wirklich wie ein Tropfen hängen muß. Dann wandere ich Richtung Einstichstelle und der Teststreifen saugt sich bei Blutkontakt von selbst voll und der Test läuft automatisch an. Dabei ertönt ein Signalton und die Sprache schaltet sich stumm, bis das Ergebnis angesagt werden kann. Es wird so oft wiederholt, bis ich den Teststreifen aus dem Gerät herausnehme.

    Das Ganze hört sich sehr leicht an, aber einen kleinen Wermutstropfen gibt es doch. Die Teststreifen sind einzeln eingeschweißt und schießen beim Öffnen schon mal durch die Luft. (Übung macht auch hier den Meister)

    Wenn ich beim One Touch II talking genügend Blut auf die Testfläche gebracht habe, bleibt für den Gluki noch ausreichend Blut am Finger übrig, um einen einwandfreien Test durchzuführen. Der Teststreifen für den One touch II benötigt 8 Mikroliter Blut, während der Gluki nur 2 Mikroliter braucht.

    Bei den studienbedingten Laborüberprüfungen habe ich beide Geräte benutz und kann für den Normalbereich definitiv sagen, daß keinerlei Abweichungen vorkamen. Auch wenn beide Geräte von der Meßgenauigkeit her gleich gut sind, ziehe ich den Gluki wegen der größeren Treffsicherheit, der leichteren Handhabung, dem geringeren Blutbedarf (weniger tiefer Einstich) und längerer Batteriehaltbarkeit vor.


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    letzte Änderung am  04.12.2004
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